Folgend die gesehenen Filme bei der Berlinale 2025, mit meiner persönlichen Bewertung.
O último azul
The Blue Trail
Brasilien, Mexiko, Chile
Bewertung: 4 / 5
Starke Hauptdarstellerin. Dystopischer Plot über alte Menschen, in einer Welt, in der Produktitvät mehr gilt als das individuelle Glück.
Beschreibung „O último azul“
Die 77-jährige Tereza lebt in einer Industriestadt im Amazonasgebiet. Eines Tages erhält sie die offizielle Anweisung der Regierung, in eine Seniorenkolonie in einer entlegenen Gegend zu ziehen. Hier sollen die Alten ihre letzten Jahre „genießen“, während die junge Generation sich voll und ganz auf Produktivität und Wirtschaftswachstum konzentrieren kann. Tereza weigert sich, dieses ihr aufgezwungene Schicksal zu akzeptieren. Sie bricht zu einer Reise durch das Gebiet des Amazonas und seiner Nebenflüsse auf, um sich einen letzten Wunsch zu erfüllen, bevor ihr ihre Freiheit genommen wird. Der Entschluss zu dieser Reise wird Terezas Lebensweg in eine ganz andere Richtung führen.
https://www.berlinale.de/de/2025/programm/202510635.html
Zhi Wu Xue Jia
The Botanist | Der Botaniker
Volksrepublik China
Bewertung: 2,5 / 5
Der Filme zeigte für mich eine zähe und ziehende Erzählung. Aber vielleicht war diese auch einfach ungewohnt für das „westliche“ Auge. Davon ab: ingesamt 96 Minuten lang schöne Bilder – die die Frau neben mir im Kino aber nicht vor dem Einschlafen schützten.
Beschreibung „Zhi Wu Xue Jia“
In einem abgelegenen Dorf in einem Tal an der nördlichen Grenze von Xinjiang, China, hängt der einsame kasachische Junge Arsin Erinnerungen an seine Familie nach. Trost findet er in der Beobachtung der Natur. Die Ankunft von Meiyu, einem Han-chinesischen Mädchen, wirkt auf ihn wie die Entdeckung einer Pflanze, die er noch nie zuvor gesehen hat – neben etwas Tröstlichem ist da ein seltsames Gefühl der Verwunderung. Gemeinsam wachsen die Kinder heran wie zwei verschiedene Gewächse, die Wurzeln in demselben Fleckchen Erde geschlagen haben. Das Tal stellen sie sich als ein endloses Meer vor. Eines Tages erfährt Arsin, dass Meiyu in das 4792 Kilometer entfernte Shanghai umziehen wird – eine Entfernung, die sich kaum begreifen lässt. Sie geht in eine Stadt, die tatsächlich am Meer liegt. Nun ist es ihm allein überlassen, die leisen Veränderungen in ihrer kleinen, zerbrechlichen Welt zu beobachten.
https://www.berlinale.de/de/2025/programm/202501604.html
Blue Moon
USA, Irland
Bewertung: 3 / 5
Ethan Hawk im Zentrum. Unterhaltsam. Nettes Kammerspiel. Aber auch nichts Außergewöhnliches.
Beschreibung „Blue Moon“
„Sie wissen ja, dass es in der Ehe heißt ‚in guten wie in schlechten Zeiten‘? Ich glaube, ich bin in meinem Leben jetzt im ‚schlechten‘ Teil angelangt, und das geschah so leise, dass ich es nicht einmal bemerkt habe.“
Richard Linklaters Blue Moon erzählt die Geschichte des Songwriters Lorenz Hart, dessen berufliches und privates Leben während der Premierenfeier für das Musical „Oklahoma!“, mit dem sein ehemaliger Partner, der Komponist Richard Rodgers, einen großen Erfolg feiert, ins Wanken gerät. Der Film, in dem eine Vielzahl von Schriftsteller*innen, Schauspieler*innen, Musiker*innen, Freund*innen und Protegés auftreten – eine Parade der Berühmten und derer, die es werden wollen –, schildert über 100 Minuten in Echtzeit die Ereignisse in der Bar Sardi’s am Abend des 31. März 1943. Das Ergebnis ist eine Betrachtung über Freundschaft, Kunst und Liebe: Am Ende dieses Abends wird Hart einer Welt, die sich durch den Krieg unwiderruflich verändert hat, und der scheinbaren Unmöglichkeit der Liebe ins Auge gesehen haben. Mit beeindruckenden Darbietungen von Ethan Hawke als Lorenz Hart, Andrew Scott als Richard Rodgers, Margaret Qualley als Harts Schützling Elizabeth und Bobby Cannavale als Barkeeper, Freund und Vertrauter von Hart sowie Linklaters Talent fürs Komödiantische, gelingt es, die Ereignisse dieses einzigartigen Abends perfekt einzufangen.
https://www.berlinale.de/de/2025/programm/202505649.html
Dreams in Nightmares
USA
Bewertung: 4 / 5
Drei Freund:innen, die sich um ihre Freund:in sorgen, von der sie lange nichts gehört haben und sich deswegen auf einen Road Trip durch die USA machen.
Bringt mit den Bildern und Pronomen sicherlich den idiotischen, intoleranten Mob gegen sich auf. Dabei zeigt der Film nur Menschen, die wie alle anderen auch Probleme haben und nach Glück und Liebe streben. Gefiel mir sehr gut.
Beschreibung „Dreams in Nightmares“
Nachdem sie ihren Job verloren hat, begibt sich Z auf eine Reise durch den Mittleren Westen der USA. Gemeinsam mit ihren zwei engsten Freundinnen macht sie sich auf die Suche nach einer weiteren Freund*in, die verschwunden zu sein scheint. In jeder Stadt sehen sich die drei queeren Schwarzen Frauen mit neuen Bedrohungen konfrontiert, die sie zwingen, ihre Prioritäten neu zu sortieren. Persönliche und ideologische Brüche treten zutage.
Mit ihrem zweiten Film drückt Shatara Michelle Ford dem amerikanischen Roadmovie einen eigenen Stempel auf. Dreams in Nightmares ist eine ausladende, zärtliche Ode an die Wahlfamilie und an den radikalen Akt, sich in einem zunehmend zerrissenen Land den Raum zum Träumen zu nehmen.
https://www.berlinale.de/de/2025/programm/202516870.html
The Heart Is a Muscle
Südafrika
Bewertung: 3 / 5
Der Film will in nur 86 Minuten zu viel, bzw. nimmt sich in meinen Augen nicht genügend Zeit, alle Themen ausreichend lang und gut genug zu erzählen. So wird vieles nur angerissen, wie toxische Männlichkeit oder Furcht vor dem „Vater-sein“, ohne dass es tiefer beleuchtet werden kann oder wird.
Beschreibung „The Heart Is a Muscle“
Ryan, ein liebevoller Vater Mitte dreißig, und seine Frau Laila haben am fünften Geburtstag ihres Sohnes Jude alle Hände voll zu tun: Befreundete Familien sind zum Grillen vorbeigekommen, die Kinder sind aufgekratzt, die erwachsenen Gäste unterhalten sich und es wird viel gelacht. Doch der vergnügliche Tag wird jäh unterbrochen, als Jude plötzlich verschwunden ist. Panik breitet sich aus und eine verzweifelte Suchaktion beginnt. Als Ryan hört, dass Jude in einer Gegend gesehen worden sein soll, die von Gangs kontrolliert wird, fährt er los und schlägt dort einen Mann zusammen, der, wie sich später herausstellt, nichts mit der Sache zu tun hat. Kurz darauf wird Jude gefunden, er hatte sich aus Spaß in der Nähe versteckt. Doch in der Freundesgruppe hat die Aktion Irritation ausgelöst. Streit bricht aus und Geheimnisse aus Ryans Vergangenheit kommen ans Licht. Später taucht der Mann auf, den Ryan verprügelt hat, und verlangt Geld. Er hat selbst ein fünfjähriges Kind und ist ein Bekannter von Ryan aus Teenagertagen …
The Heart Is a Muscle erzählt mit Hip-Hop-Einflüssen von der Suche eines jungen Vaters nach einer besseren Version seiner selbst, von Männlichkeit, transgenerationalen Traumata und von Heilung.
https://www.berlinale.de/de/2025/programm/202507156.html
Al mosta’mera
The Settlement
Ägypten
Bewertung: 3,5 / 5
Brüder aus sozialschwachen Umfeld treten den Job des Vaters an, den diese „geerbt“ haben, weil der Vater tödlich in der Fabrik verunglückte. und die Mutter mit Behinderung nicht arbeitsfähig ist. Der Film zeigt, wie Menschen in sozialen Zwängen gefangen sind. Und egal wie sie versuchen das Richtige zu tun, das Leben bleibt schwierig und lässt es nicht zu. Jeder deutsche Arbeitsschutzbeauftrage schüttelt sich bei den Bildern der Fabrikarbeitenden.
Beschreibung „Al mosta’mera“
Der 23-jährige Hossam tritt in Alexandria eine Arbeit in der Fabrik an, in der einen Monat zuvor sein Vater tödlich verunglückt ist. Der Arbeitsplatz wurde der Familie als Wiedergutmachung für den Tod des Vaters angeboten und soll das Familieneinkommen sichern. Hossams zwölfjähriger Bruder Maro will ihn unbedingt begleiten und droht damit, sich sonst etwas anzutun. Auf Drängen der Mutter nimmt Hossam ihn mit in die Fabrik. Maro verlässt die Schule und lernt die harte Welt der Kinderarbeit kennen. Hossam trägt nun die Verantwortung für seine behinderte Mutter und den jüngeren Bruder. In der Fabrik schließen die Brüder Bekanntschaft mit anderen Arbeitern, unter ihnen ist Mostafa, der eine Teilverantwortung für den Tod des Vaters trägt. Die Fabrikarbeiter loben den Vater in den höchsten Tönen, bleiben den Brüdern gegenüber aber misstrauisch, da sie fürchten, dass die beiden hier sind, um Rache zu nehmen. In den folgenden Wochen tut Hossam alles, um die Wogen zu glätten und sich mit allen gutzustellen. Doch dann geschieht ein weiterer tragischer Unfall, und das Leben, das er sich so mühsam aufgebaut hat, gleitet Hossam aus den Händen.
https://www.berlinale.de/de/2025/programm/202504080.html
L’ Incroyable femme des neiges
The Incredible Snow Woman
Frankreich
Bewertung: 3,5 / 5
Der Film dreht sich um eine schwer kranke Frau, Polarforscherin, die zwischenzeitlich heim zu den Brüdern kommt, um ihr Ende letztlich doch da zu finden, wo sie am glücklichsten ist. Am Nordpol.
Die Bilder zeigen das Vergängliche – der Natur und des Menschen. Etwas vorhersehbar, aber es wird von der Hauptdarstellerin, Blanche Gardin, getragen.
Beschreibung „L’ Incroyable femme des neiges“
Eine Expedition in die Arktis unternehmen, auf einer Eisscholle schlafen, mit einem Bären ringen – ein ganz normaler Tag im Leben von Coline Morel, einer Forscherin und Polarexpertin. Eines Tages taucht sie unangekündigt in ihrem Heimatdorf im Jura-Gebirge auf, um ihre Brüder Basile und Lolo zu besuchen, die sie seit Jahren nicht gesehen hat. Dort trifft sie völlig unerwartet auf ihre erste Liebe, Christophe. Sie erfährt, dass sie gefeuert wurde, und wird von ihrem Freund abserviert. Verunsichert und unfähig, den wahren Grund für ihre Rückkehr zu enthüllen, gerät Coline außer Kontrolle und verursacht schließlich in einer exzessiven Nacht vollkommenes Chaos im Dorf. Die Tage vergehen und die einstige Abenteurerin zieht sich allmählich in völlige Stille zurück. Nach einer Wanderung mit ihren Brüdern verschwindet Coline spurlos. Ihr Geheimnis nimmt sie mit in die schneebedeckten Weiten Grönlands, ganz im Sinne des Inuit-Sprichworts: Wenn du Angst hast, ändere deinen Weg. Die Reise wird sich als die wichtigste ihres Lebens herausstellen.
https://www.berlinale.de/de/2025/programm/202517149.html
Mikusu Modan
The Longing
Japan
Bewertung: 3 / 5
Japanischer Film über Resozialisierung. Viele unterschiedliche Erzählstränge von unterschiedlichen Charakteren, die häufig unter einer interessanten Prämisse starten, dann aber häufig in den knapp 100 Minuten des Films untererzählt bleiben.
Der Sound der Vorführung wirkte in meinen Ohren entweder nicht gut abgemischt, oder fehlerhaft. Die Lautstärke sprang in vielen Szenen hin und her, und stellenweise waren Nebengeräusche sehr präsent, im Gegensatz zu den Dialogen. Sehr komisch.
Beschreibung „Mikusu Modan“
Hiro (53) betreibt mit seiner Frau Sono (42) ein Okonomiyaki-Restaurant und beschäftigt dort ehemalige Jugendhäftlinge, um deren Resozialisierung zu unterstützen. Seit einem Zwischenfall mit einem ehemaligen Mitarbeiter vor einem Jahr sieht Hiro sich Online-Hetze ausgesetzt. Dennoch hält er an seinem Vorgehen fest. Als er in der Haftanstalt ein Bewerbungsgespräch mit dem 18-jährigen Yuto führt, erklärt dieser: „Ich will die Chance bekommen, neu anzufangen“, und wird eingestellt. Als er in seinen Heimatort zurückkehrt, um seinem Vater von seinem ersten Gehalt ein Geschenk zu kaufen, muss Yuto feststellen, dass die Familie nicht mehr dort wohnt. Seine Mutter hat ihn schon als Kind verlassen, nun ist auch sein Vater weg. Yuto nimmt Kontakt zu einem alten Freund auf. Zusammen besuchen sie einen Club. Dort ist Yuto fasziniert von der Tänzerin Yukiha (17). Auch sie wurde vor Kurzem aus der Jugendhaft entlassen. Je stärker Yukihas Anziehungskraft wird, desto mehr läuft Yuto Gefahr, sich selbst zu verlieren. Auch im Restaurant kapselt er sich immer weiter ab.
https://www.berlinale.de/de/2025/programm/202508807.html